Homöopathie nach Hahnemann – Hypothese zur Potenzwahl/-wirkung
Es ist kaum etwas so
umstritten, wie die Wirkung der potenzierten Arzneien – nicht
verdünnten. Die zaghaften Versuche mittels Physik und Chemie,
mittels Experimenten und Messungen mussten schon daran scheitern,
dass gar nicht klar war, in welchen Bereichen nach was gesucht werden
soll. Reine Analysen von Inhaltsstoffen (wie denn gemessen?) gehen an
der Sache genauso vorbei wie Messungen nach emittierten Strahlungen
oder nach elektromagnetischen Feldern. Man misst, was man misst und
die Grundhaltung vor dem „designen“ einer Versuchsanordnung
bestimmt mit, welches Ergebnis man bekommt. Jeder Wissenschaftler
braucht „die richtige Nase“, wenn er nach etwas sucht und Beweise
dafür oder dagegen finden will.
Hat die Physik
vielleicht bisher diese Nase noch nicht gehabt?
Doch nicht nur die
„Nase“ genügt. Es bedarf eines hohen Aufwandes, vielleicht
spezielles Personal und teure Apparate, die vielleicht richtigen
Versuche zu machen. Wer gibt das Geld? Mit welcher Rendite? Lohnt
eine Suche nach dem „Geheimnis der potenzierten Arznei“? Dann die
Frage, woher man die Arznei, die man untersuchen möchte tatsächlich
nimmt. Und ob sie tatsächlich mit der Arznei übereinstimmt, die im
Handel und damit im Gebrauch ist.
Ich frage mich
immer, wenn ich einem Patienten eine homöopathische Arznei empfehle,
ob da tatsächlich das drin ist, was drin sein soll. In der
vorgeschriebenen Weise hergestellt? Hahnemann war es Wurst – und
mir auch – ob jemand beim Potenzieren singt oder lächelt, ob er
vorher geflucht hat oder selbst an Psoriasis leidet. Seine Lehre hat
mit so etwas nichts zu tun. Keine Zauberei oder Hexerei im guten oder
bösen.
Es darf eben nur
keine „Fälschung“ sein. Und die sind so leicht zu machen.
Einfach Kügelchen oder verdünnten Alkohol in ein Fläschchen,
nachgemachtes Etikett darauf und das dann mit hundert- oder
tausendfachem Gewinn verkauft. Klar kann der Patient über die
Placebowirkung, seine positive Erwartungshaltung Wirkung verspüren.
Das kennt man ja aus der „schulmedizinischen Pharmakologie“. Er
kann auch nichts verspüren. Lag es dann am falschen Mittel oder am
gefälschten Mittel? Oder wirkt das Ganze wirklich nicht?
Ich habe in meiner
langjährigen Praxis den Eindruck gewinnen können, dass im Vergleich
zur nicht therapierten oder anders therapierten Krankheit viel öfter,
als man das von einem Placebo erwarten würde, ein positiver, nennen
wir ihn Heilungserfolg, eintrat. Nicht in Form eines Wunders, bei dem
plötzlich alles gut ist und wie in gesunden Tagen, sondern
dergestalt, dass erreicht wurde, was man von der jeweiligen
Erkrankung, ihrem Stand, den Bedingungen beim Patienten, realistisch
erhoffen konnte. Statistisch ist das nicht zu erfassen.
Wenn die
„schulmedizinische“ Forschung Therapien, Arzneien testet und die
Ergebnisse statistisch auswertet, dann nur danach, was jemand
Fiktives, ein statistischer Patient, erreichen konnte. Aber zu
erfassen, was der jeweilige Patient nach dem, was vorher bei ihm vor
lag (Krankheit mit allen Besonderheiten und Umständen, Begleit- und
Vorerkrankungen) individuell erreichen könnte und was er erreicht
hat, dass wird erst gar nicht versucht. Es fehlt bereits an der
entsprechend umfangreichen individuellen/individualisierenden
Vorerkrankung. Die „Schulmedizin“ misst, was sie misst nach den
Ideen, die sie hat und nach den Thesen, die sie bestätigen oder
ablehnen will.
So ist es auch in
der Forschung nach den Wirkungen der ehrlich hergestellten
homöopathischen Arznei.
Sicher bietet für
die Wirkweise dieser Arzneien auch der Blick auf Quantenmechanik,
irgendwelche Kristallisationsformen von Wasser, oder spirituellen
„Messmethoden“ (besser „Empfindungsmethoden“) keine Hilfe.
Auch hier braucht man das Gespür für das was man sucht und wie das
gehen kann. Gerade bei der Homöopathie, die, bevor man mehr über
ihre Wirkungen mit Hilfe der gebündelten (Denk-) Kräfte der
Homöopathen im hahnemannschen Sinne weiter kommen konnte, in so
viele neue „Unterabteilungen“ aus so vielen Weltanschauungen und
spirituellen Theorien zerfleddert wurde, ist das heute immer
schwieriger geworden. Jede neue Idee benötigt ihre eigenen Nachweise
und Versuche. Manche muss man gar nicht zu prüfen versuchen, auch
wenn diese sich gut vermarkten lässt. Da kann jemand die richtige
„Nase“ haben, bekommt er nicht die Mittel und/oder wird von
anderen „Homöopathierichtungen“, die in der Folge als
„Ideenblasen“ geplatzt wären, neidisch oder als wirtschaftlicher
Konkurrent behindert.
Mir kann es nicht
darum gehen, bei der folgenden Darstellung, den folgenden
Erklärungsversuchen, wissenschaftliche Beweise zu bringen. Nur
vielleicht eine Richtung für Überlegungen zu bieten, „Nasen“
neue Düfte anzubieten.
Hahnemann hat eine
„physiologische“, biologische Krankheitslehre erarbeitet: von
Regelkreisen und „gespeicherten“ Regulations-und
Anpassungsvorgängen, ererbt oder erworben. Aber greifbar, nicht
spirituell. Aus solcher Sicht möchte ich zur Wahl/Wirkung
verschiedener Potenzstufen Überlegungen anstellen.
Ich habe dazu ein
(vereinfachtes) Schema entworfen und werde es erklären:
Das Beispiel
Cortisolwirkung/Bildung, z.B. im Stress.
Cortisol hat viele
Wirkungen im/auf den Körper. Im Stress, bei Kampf oder Flucht, soll
es unter anderem dafür sorgen, dass der gesteigerte Energiebedarf,
während die Situation andauert, gedeckt werden kann, ohne dass man
die überlebenswichtigen Reaktionen/Handlungen (Kampf gegen einen
Gegner, z.B.) wegen Restaurantbesuch (Hunger) unterbrechen muss. Dazu
soll der Körper in die Lage versetzt werden, bei zu erwartenden
Verletzungen soviel „Heilreaktion“ wie nötig zu machen und die
auf den möglichst kleinsten Bereich beschränkt. Schmerzen, Zweifel
am Gelingen der Handlung, kann man da nicht brauchen.
Hier muss komplex
„geregelt“ werden. Da hat die Lebenskraft eine übergeordnete
„Generalstrategie“ umzusetzen. gekoppelt aus verschiedenen
Komponenten. Dieses „Generalprogramm für den Angriffsabwehrablauf“
befindet sich in den Genen. Eine solche „Kochanleitung“ besteht
aus vielen „Einzelanweisungen“: wer geht wo einkaufen, was wird
gekauft, wie werden die Zutaten vorbereitet, welche Hilfsmittel,
welche Werkzeuge sind nötig, woher nimmt man diese und z.B. die
Batterien dafür usw. Was wird in welcher Reihenfolge in welche
Schüssel getan usw.
Im Gehirn befindet
sich ein kleines Gebiet, der Hypothalamus. Er ist ein Glied im
Regelgefüge. Er bekommt den Auftrag bestimmte Teilbereiche des ganz
komplexen Geschehens zu „leiten“. Auf einer ganzen Reihe von
Genen, in verschiedenen „Handbüchern“ sind für die einzelnen
Schritte Anweisungen enthalten. Die aufeinander abgestimmt werden
müssen. Man braucht die richtigen Bücher in der richtigen Menge.
Das Signal: es ist
Stress aus einem bestimmten Grunde, tu nun was, lass eine Kaskade und
ein Gefüge von Handlungen ablaufen. Hier ist der Hypothalamus wie
ein General. Er delegiert Aufgaben an die Untergliederungen seines
Heeres. Die wissen dann, was sie zu tun haben und setzen wiederum
ihre Untergliederungen ein.
Wenn ich an dieser
Stelle eingreifen möchte, muss ich auf den General einwirken, der
auf der Klaviatur der vielen „Handbücher“ spielt. Es ist einer.
An einem Orte. Es genügt ein gezielter Befehlsbrief um eine Reihe
von Folgen loszutreten. Wenn man den Hypothalamus betreffend dieses
Geschehens ansprechen will, genügt ganz wenig Arzneistoff für ganz
wenige Zellen, der aber zum General, dem Gen/den Genen kommen muss –
in der Tiefe des Zellkerns, im Geknäul der Chromosomen. Das ist
nicht zu schaffen, wenn das „Wirkmolekül“ nicht „beweglich“
genug ist. Wenn es an anderen Kollegen haftet (kommt in der Natur
üblicherweise so vor). Es muss von Kollegen separiert werden. Das
ist der Chemie und Physik nicht fremd. Eben durch den von Hahnemann
beschriebenen Prozess des „Zerteilens“ durch Potenzieren soll das
erreicht werden.
Die
Zubereitungsstufe der Arznei, die dorthin den Weg finden kann, ist
die Hochpotenz. In der Form von Globuli gegeben, die nur noch ganz
wenige „Einzelmoleküle“ der Arzneisubstanz enthalten.
Ein
Arzneiausgangsstoff organischen Ursprungs, Pflanze oder Tier, stellt
keine Einzelsubstanz dar. Immer ein Gemisch in typischer
Konstellation, ganz vieler Einzelstoffe: Vitamine, Kohlehydrate usw.,
z.B ein Blatt besteht aus vielen Zellen mit typischen
„Inhaltsstoffen“ in typischen Mengen und Formen. Die potenzierte
Arznei bildet in gewisser Weise dieses Gemisch ab. Wichtig ist, dass
die Zubereitung nach festen Regeln stattfindet.
Diese Stoffe kommen
in den Zellkern, finden im Chromosomenknäuel die Gene, zu denen sie
passen. Wirken dort hemmend oder aktivierend und tragen so bei,
welches „Handbuch“ wann und wie benutzt wird. Wie die zehn Finger
auf der Klaviertastatur, die die Harmonien oder Einzeltöne erzeugen.
Anderes Arzneiausgangsstoff(gemisch), andere Musik.
Mit wenig
„Molekülmengen“ in ganz wenigen Zellen (Hypothalamus) wird eine
„Aktion“ in Gang gesetzt. Von dieser habe ich nur zwei Wege
herausgenommen: Den Weg zu anderen Hirnzentren, die die Handlungen
steuern und beim Thema Cortisol den Hormonweg, der zur Hypohyse
führt.
Die zuständigen
Zellen im Hypothalamus bilden kleine Mengen (es sind ja nur wenige
Zellen) von Signalstoffen (Hormonen). Hier das
Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH).
Es ist sozusagen das
Befehlspapier, das an die nächste Untereinheit „Hormone“ geht.
Und es wurde geschrieben aus den Geninformtionen
Damit es nicht im
riesigen Körper „verschwindet“, wird es in eine Vene gegeben,
die direkt in die Hypophyse (Vorderlappen) führt. Man nennt solche
Venen, die in ein Organ führen wie bei der Leber „Pfortader“.
Kurzer gezielter Weg ohne „Materialverlust“.
In der Hypophyse ist
ein deutlich größeres Areal, viel mehr Zellen, als im Hypothalamus
für die weitere Arbeit zuständig. Die mit „geballter Kraft“
mehr Hormone produzieren können, als es im Hypothalamus möglich
ist.
Auch hier läuft ein
Regulationsgefüge ab. Jedoch schon viel spezifischer auf einen
Aufgabenbereich gerichtet. Corticotropin, anderer Name
Adreno-Corticotropes-Hormon (ACTH), wird hier gebildet. Aus einem
großen Vorläufermolekül (Pro-opio-melano-cortin) werden mehrere
Hormone „herausgespalten“. Eines davon
(Melanozytenstimmulierendes Hormon MSH) wird übers Blut in die Haut
verteilt. Dort wirkt es unter anderem auf die Hautbräunung. Personen
mit brauner Haut machen einen aktiveren (aggressiveren) Eindruck.
Es entstehen
(Vorläufer) Endomorphine. Stoffe, die im Gehirn z.B. bewirken, dass
es keine Durstempfinden oder Hunger gibt, welche beim Kampf
hinderlich wären (Restaurantbesuch nicht nötig). Die Schmerzen egal
sein lassen und das Gefühl der Unbesiegbarkeit, Erfolgszuversicht
machen. Sie wirken zusammen mit Noradrenalin, welches im Hirn
Handlungen steuern soll.
Beim Weg zum
Cortisol wird dieses ACTH gebildet, dass (Transport über das Blut)
auf die Nebennierenrinde wirkt und dort (wieder mehr Zellen zur
Verfügung als in der Hypophyse) Cortisol für den ganzen Körper
bilden lässt.
In der Hypophyse
wäre gezielt auf diese Produktionen einzuwirken, wenn nicht die
Gene, sondern die über diese angesteuerten
„Hormonproduktionsstätten“ angesprochen würden. Gene deswegen
nicht, weil ja jede Zelle die gleichen Gene enthält und es nicht
sinnvoll ist, diesen „Oberst“ mit der gleichen Informationsfülle
zu versorgen, wie zuvor den General.
Nun müssen sich die
Arzneimoleküle nicht mehr durch engste Wege ins Zentrum der
Chromosomen wühlen. Die Zielorte, die in Ihrer Zahl größer sind
als die wenigen einzelnen Gene, liegen weiter außen, sind leichter,
auch von größeren Molekülverbänden zu erreichen. Mittlere
Potenzen, als wenige Tropfen gegeben mit sehr viel mehr
Arzneiteilchen darinnen, als im einem Kügelchen. Vielleicht 10
Milliarden mal mehr?
Angekommen in der
Nebenierenrinde wirkt das ACTH auf viele Zellen ein, die dann in
einem speziellen Produktionsablauf Cortisol bilden. Dieser lässt
sich mit vielen Molekülen „grober Häufung“ ansteuern und
gezielt beeinflussen. Niedrige Potenzen.
Das Cortisol wirkt
in vielen verschiedenen Zellen. Hier seien nur drei Arten
herausgegriffen: In den Fettzellen wird Speicherfett mobilisiert und
gelangt zur Leber, dort lässt Cortisol daraus Glucose herstellen.
Diese dient dann den arbeitenden Zellen als Energie. Im Gewebe wirkt
Cortisol auf Verletzungsgebiete. Hier dämpft es in Gang gekommene
Entzündungen, begrenzt ihre Ausbreitung auf das notwendige Maß,
„besänftigt“ aktivierte Abwehrzellen. Es hält so die vorher
durch Adrenalin (über Nervensignale des Gehirns zum Nebennierenmark
ausgeschüttet) angestoßene Abwehrzelltätigkeit in den nur
notwendigen Grenzen.
Auch hier wären
Eingriffe in diese speziellen Abläufe möglich, mit Urtinkturen oder
niederen Potenzen.
Das nur als eine
ganz grobe Idee zur Potenzwahl.
Wird fortgesetzt
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K.-U.Pagel 04.2015